Überblick der markt- und verkehrsüblichen Methoden von Unternehmensbewertungen

Im Laufe der vergangenen Jahre haben sich eine Vielzahl von Bewertungsmethoden durchgesetzt. Diese Methodenvielfalt resultiert dabei zum einen aus dem Ziel, welches mit der jeweiligen Bewertung verfolgt wird und zum anderen aus dem damit verbundenen Aufwand. Grundsätzlich sollte festgehalten werden, dass jede Unternehmensbewertung dem Ansatz des Methodenpluralismus folgen sollte, um eine verlässliche Aussage über den tatsächlichen Wert des Unternehmens treffen zu können.

Grob lassen sich dabei die nachfolgenden methodischen Ansätze unterscheiden. Es wird vorab darauf hingewiesen, dass an dieser Stelle lediglich ein Überblick über die verschiedenen Methoden geboten wird. Für weiterführende Informationen empfehlen wir unsere Literaturtipps zum Thema Unternehmensbewertung.

Methodische Ansätze zur Bewertung eines Unternehmens

Steuerliche Methode der Unternehmensbewertung

Steuerliche Unternehmensbewertungen folgen im Wesentlichen dem Bewertungsgesetz (BewG) und sind damit ein regulatives Verfahren der Finanzbehörden, welches primär im Rahmen der Erbschaft- und Schenkungsteuer Anwendung findet.

Die steuerliche Unternehmensbewertung orientiert sich ausschließlich an den historischen Steuerbilanzen der vergangenen drei Geschäftsjahre. Im Unterschied zu anderen Ansätzen wird somit auf eine Betrachtung der zukünftigen Ertragskraft des Unternehmens verzichtet. Eine Ableitung eines Unternehmenswertes, im Sinne marktrealer Kauf- und Verkaufspreise, ist folglich nicht möglich.

Da die im Rahmen der normiert steuerlichen Unternehmensbewertung ermittelten Unternehmenswerte, insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen, im Durchschnitt deutlich über den am Markt realisierbaren Preisen liegen, lässt das Bewertungsgesetz (BewG) jedoch auch die Anwendung alternativer, marktüblicher Bewertungsverfahren zu. Durch diese Möglichkeit wird insbesondere für den Fall der internen Nachfolge eine professionelle Unternehmensbewertung obligatorisch, um die steuerliche Belastung zu reduzieren.

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Institut für Unternehmensbewertungen im MittelstandMethoden der Unternehmensbewertung

Ertragsorientierte Methoden der Unternehmensbewertung

Die ertragsorientierten Methoden der Unternehmensbewertung unterstellen, dass sich der reale Unternehmenswert im Wesentlichen aus dem Potenzial eines Unternehmens, zukünftig Gewinne zu erwirtschaften, ergibt. Neben einer detaillierten Analyse der Vergangenheit, stellt diese Bewertungsmethode damit primär auf die Zukunft des Unternehmens und dessen zu erwartender Gesamtprofitabilität ab. Dabei werden sowohl die Chancen und Risiken als auch die Stärken und Schwächen des Unternehmens analysiert und bei der Entwicklung einer Zukunftsprognose berücksichtigt.

 

Über diesen Analyseprozess werden im Rahmen ertragsorientierter Unternehmensbewertungen drei Kernaussagen definiert:

  1. Welcher Gesamtgewinn kann zukünftig erwirtschaftet werden?
  2. Mit welchem Risiko ist diese Gewinnerzielung zukünftig behaftet?
  3. Welcher Teil des Gesamtgewinns ist zukünftig an den Unternehmensinhaber nachhaltig auszahlungsfähig?

Damit folgt dieser Ansatz den Grundsätzen der Investitionstheorie, in dem ein Investor zunächst eigenes Kapital in ein Unternehmen investiert und anschließend an den Gewinnen des Unternehmens partizipiert. Je höher hierbei der Gesamtgewinn, je niedriger das diesbezügliche Risiko der Gewinnerzielung, je höher die Ausschüttungsquoten des Gewinns und je zeitlich früher Gewinnausschüttungen erfolgen, desto profitabler stellt sich hierbei die Gesamtinvestition dar.

 

Zu den wichtigsten ertragsorientierten Methoden der Unternehmensbewertung zählen das Ertragswertverfahren sowie die Discounted-Cash-Flow-Methode.

 

Die ertragsorientierte Unternehmensbewertung dominiert heute sehr deutlich alle sonstigen Methoden der Unternehmensbewertung, da hierbei das Unternehmen als Gesamtsumme seiner internen und externen Gesamtbeziehungen betrachtet und bewertet wird.

Substanzorientierte Methoden der Unternehmens-Bewertung

Substanzorientierte Verfahren orientieren sich zur Bestimmung eines Unternehmenswertes an den aktuellen Marktwerten der primär materiellen Unternehmensgegenstände.

Ziel des Substanzwertverfahrens ist es denjenigen Unternehmenswert zu ermitteln, der benötigt würde, um das Unternehmen in seiner derzeitigen gesamtwirtschaftlich Ausstattung neu zu errichten oder alternativ festzustellen, welchen objektivierten Wert die derzeitige gesamtwirtschaftlich Ausstattung des Unternehmens im Zuge einer Betriebsaufgabe (für Dritte) haben würde.

Vernachlässigt wird dabei, ob und in welcher Höhe Gewinne oder Verluste erzielt wurden und in der Zukunft voraussichtlich erzielt werden. Aus diesem Grund findet diese Methode heute primär in der Bewertung von Immobilien- und Beteiligungsgesellschaften Anwendung.

Vergleichsorientierte Methoden der Unternehmensbewertung

Die vergleichsorientierte Methode erfolgt auf Basis von real erfolgten historischen, jedoch zeitnahen Unternehmenskäufen bzw. -verkäufen, die mit dem jeweils zur Unternehmensbewertung anstehenden Unternehmen substantiell und strukturell vergleichbar sind.

Mit diesem Ansatz wird unterstellt, dass ähnliche Unternehmen auf einem funktionierenden Markt auch ähnliche Preise erzielen müssen. Dieser Logik folgend wird der Unternehmenswert sehr schnell und unkompliziert über entsprechende Multiplikatorverfahren ermittelt.

Im Grundsatz sind vergleichsorientierte Unternehmensbewertungen jedoch nur typische Durchschnittswerte für substantiell und strukturell vergleichbare Unternehmen, die lediglich als erste Schätzung für den tatsächlichen Unternehmenswert herangezogen werden sollten. Eine professionelle Unternehmensbewertung, die dem Ansatz des Methodenpluralismus folgt, stellt eine deutlich bessere und verlässlichere Aussage zum tatsächlichen Wert dar.